Nationalrat: Schul-Dringliche 3 - Plädoyer für Rückkehr zu den Fakten
Utl.: Warnung vor Parteibuchdominanz - Sorge um Chancengleichheit
Eine gemächlich mäandernde Schuldebatte hat am Mittwoch der Nationalrat im Zusammenhang mit einer Dringlichen Anfrage der NEOS absolviert.
Die SPÖ verlangte Chancengerechtigkeit für jedes Kind, während die FPÖ vor "uniformen Strukturen" warnte. Die ÖVP wollte sich das Schulsystem (ausgenommen das rote Wien) nicht krankreden lassen, während die Grünen für wissenschaftliche Expertise plädierten.
Für die SPÖ vermisste Ex-Bildungsminister Sonja Hammerschmid die Interessen der Kinder in der Debatte um das Aufregerbuch der ehemaligen Bildungsombudsfrau Susanne Wiesinger. "Unterlassen wir medienwirksame Selbstinszenierungen", so ihr genereller Aufruf.
Hermann Brückl (FPÖ) warnte davor, dass das System des Parteibuchs in Österreichs Schulen weiter Bestand habe. Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) müsse erkennen, dass hier Handlungsbedarf bestehe. Seitens Türkis-Grün sah er das differenzierte Schulsystem angegriffen, weil die mittlere Reife eingeführt werden solle.
Gertraud Salzmann (ÖVP) verteidigte das System: "In unseren Schulen in Österreich werden keinem Kind die Flügel gebrochen, ganz im Gegenteil." Wiesinger warf sie vor, zwar das Vertuschen von Problemen der Wiener Schulbehörden thematisiert, sich aber nicht um Lösungsansätze bemüht zu haben. "Da bin ich als Lehrerin einfach enttäuscht."
Grünen-Klubobfrau Sigrid Maurer stellte Wiesinger kein gutes Zeugnis aus. "Ja, sie spricht Dinge an, die relevant sind, aber recht befremdlich ist, in welchem Ton sie das tut und wie apokalyptisch ihre Schilderungen sind." Sie sprach sich für eine wissenschaftsorientierte und zahlengeleitete Arbeit im Bildungsbereich aus, statt mit Anekdoten zu arbeiten.
Für die NEOS zeigte sich Helmut Brandstätter über die "batzweichen" Antworten Faßmanns enttäuscht. Seine Parteikollegin Martina Künsberg Sarre ortete in Wiesingers Arbeit eine Steilvorlage für den Minister, die dieser nur anzunehmen brauche.