Internationaler Frauentag: Frauen sind heute oft einer Mehrfachbelastung ausgesetzt
Utl.: ÖGB-Anderl: Frauen brauchen bei allem, was sie fordern, einen langen Atem
Wien (OTS) - „Frauenrechte mussten hart erkämpft werden. So wurde erst nach jahrzehntelangem Kampf, vielen Demos und Streiks vor 100 Jahren das Frauenwahlrecht in Österreich eingeführt. Seitdem hat sich viel verbessert, von einer echten Gleichstellung sind wir aber immer noch entfernt. Frauen brauchen auch heute bei allem, was sie fordern, viel Durchhaltevermögen“, sagt Renate Anderl, ÖGBVizepräsidentin und Frauenvorsitzende, anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März.
Im Schnitt verdienen Frauen, die vollzeitbeschäftigt sind, in Österreich 21,7 Prozent weniger als Männer, erhalten 40 Prozent weniger Pension, arbeiten oft in Teilzeit, sind stärker von Armut betroffen, verrichten einen Großteil der nicht bezahlten Arbeit und stoßen auf dem Weg zu Führungspositionen an die gläserne Decke. Außerdem sind sie oft einer Mehrfachbelastung ausgesetzt – neben dem Beruf liegt die Kindererziehung, Pflegebetreuung von Angehörigen und Haushaltsführung in ihrer Verantwortung. „Diese Ungerechtigkeiten werden oft einfach nur als ‚Frauenanliegen‘ abgetan. Damit muss Schluss sein. Wir wären einen großen Schritt weiter, wenn sich mehr Frauen, und vor allem Männer, solidarisch zeigen und den jahrzehntelangen Schrei der Frauen nach Chancen- und Geschlechtergerechtigkeit unterstützen würden“, erklärt die ÖGBFrauenvorsitzende.
Um die Situation von Frauen zu verbessern und ihnen vor allem eine eigenständige Existenz zu sichern, braucht es aus Sicht der ÖGB-Frauen ein Bündel an Maßnahmen. Der Ausbau von flächendeckender, leistbarer Kinderbetreuung muss rasch fortgesetzt, die Einkommenstransparenz auf betrieblicher Ebene weiterentwickelt und die geschlechtergerechte Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit gefördert werden. „Eine klare Absage erteilen wir jenen, die die Frau am liebsten wieder in der Küche und am Herd sehen wollen. Wir lassen uns die hart erkämpften Frauenrechte nicht wieder nehmen und werden diese lautstark verteidigen – sei es am Arbeitsplatz, bei der Bezahlung, aber auch wenn es um ihre körperliche Selbstbestimmung geht“, betont Anderl.
Frauen und Digitalisierung: Eine weitere Herausforderung, der sich Frauen künftig stellen müssen, ist laut ÖGBFrauenvorsitzender die voranschreitende Digitalisierung. Denn gerade in frauendominierten Branchen wie dem Handel oder Bankwesen sind die Veränderungen kaum übersehbar, Stichwort: Selbstbedienungskassen, Online-Banking. „Damit Frauen, ebenso wie Männer, vom zunehmenden Einsatz digitaler Technologien profitieren, ist Aus- und Weiterbildung das Gebot der Stunde. Und zwar nicht nur, um im Beruf zu bleiben, sondern auch um mit den strukturellen Veränderungen besser mitzukommen und gegebenenfalls in neu entstehende Berufsfelder umsteigen zu können“, sagt Anderl abschließend